Novene zu den heiligen Engeln

 


 

«Wir bitten Dich, Herr, suche heim dieses Haus und verbanne alle Nach-stellungen des Feindes weit von ihm; lass Deine heiligen Engel darin wohnen, dass sie uns in Frieden behüten, und Dein Segen sei allezeit über uns!»

CHRISTIANA

 

Novene zu den heiligen Engeln

 

Einstimmung

Preiset den Herrn, all Seine Engel! Ihr Starken, gewaltig an Kraft, die ihr vollführet Seine Befehle: gehorsam Seinem gebietenden Wort (Psalm 103,20). Preise, meine Seele, den Herrn; alles in mir lobpreise Seinen heiligen Namen. Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie es war im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit, und in Ewigkeit. Amen.

Lesung aus dem Alten Testament

So spricht Gott, der Herr:

Siehe, Ich sende Meinen Engel aus, dass er vor dir hergehe und dich behüte auf dem Wege und dich an den Ort führe, den Ich bereitet habe. Achte auf ihn und höre auf seine Stimme und glaube nicht, dass du ihn geringschätzen dürftest. Denn er lässt es dir nicht durchgehen, wenn du sündigst, und Mein Name ist bei ihm. Wenn du aber auf seine Stimme hörst und alles tust, was Ich dir sage, dann werde Ich der Feind deiner Feinde sein und schlagen jene, die dich schlagen, und vor dir herziehen wird Mein Engel. Exodus 23,20-23

Lesung aus dem Neuen Testament

In jener Stunde kamen die Jünger zu Jesus und fragten: Wer ist im Himmelreich der Größte? Da rief er ein Kind herbei, stellte es in ihre Mitte und sagte: Amen, das sage ich euch: Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen. Wer so klein sein kann wie dieses Kind, der ist im Himmelreich der Größte. Und wer ein

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solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf.

Wer einen von diesen Kleinen, die an mich glauben, zum Bösen verfuhrt, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals im tiefen Meer versenkt würde. Wehe der Welt mit ihrer Verführung! Es muss zwar Verführung geben; doch wehe dem Menschen, der sie verschuldet.

Wenn dich deine Hand oder dein Fuß zum Bösen verfuhrt, dann hau sie ab und wirf sie weg! Es ist besser für dich, verstümmelt oder lahm in das Leben zu gelangen, als mit zwei Händen und zwei Füßen in das ewige Feuer geworfen zu werden. Und wenn dich dein Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es weg! Es ist besser für dich, einäugig in das Leben zu gelangen, als mit zwei Augen in das Feuer der Hölle geworfen zu werden.

Hütet euch davor, einen von diesen Kleinen zu verachten! Denn ich sage euch: Ihre Engel im Himmel sehen stets das Angesicht meines himmlischen Vaters (Mt 18,1-10).

Die neun Chöre

Nun sprechen wir von neun Engelchören; denn aus dem Zeugnis der Heiligen Schrift wissen wir, dass es Engel, Erzengel, Kräfte, Mächte, Fürstentümer, Herrschaften, Throne, Cherubim und Seraphim gibt. Dass es Engel und Erzengel gibt, bezeugt fast jede Seite der Heiligen Schrift. Von den Cherubim und Seraphim reden bekanntlich gar oft die Bücher der Propheten. Auch der Apostel Paulus zählt im Epheserbrief die Namen von vier Chören auf; er sagt: Über alle Fürsten, Mächte, Kräfte und Herrschaften. Und im Kolosserbrief sagt er: Seien es Throne oder Herrschaften oder Fürsten oder Mächte. Fügt man also den

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vier Chören, die er im Brief an die Epheser erwähnt, noch die Throne hinzu, so ergeben sich fünf Chöre; zählt man zu diesen noch die Engel und Erzengel, die Cherubim und Seraphim, so findet man zweifellos, dass es neun Chöre von Engeln gibt.

Heiliger Gregor der Große. Lesung des Breviers am Fest der Weihe der Kirche des heiligen Erzengels Michael

Gebet zu Gott um den Schutz der Engel

Aus der Tiefe rufen wir, Herr, zu Dir:

Dein Widersacher, der Teufel, löscht viele Lichter aus! Die Mächte der Finsternis bedrängen uns, verfolgen unsere Hirten, verführen den Erdkreis. Wehe uns! Hast Du unser vergessen?

Wie konntest Du einen so mächtigen Feind entfesseln, den Fürsten dieser Welt, der wie ein Löwe umhergeht und sucht, wen er verschlinge (1 Petr 5,8)?

Herr, so dunkel war es vielleicht noch nie auf Erden. Selbst Maria, die starke Frau, die Mutter Deines Sohnes, floh vor der Übermacht des Drachens für 1260 Tage in die Wüste. Der Drache... sucht das Kind der Frau zu verschlingen (Offb 12,3).

Die Pforten der Hölle bedrohen unsere Kirche ...In dieser Stunde höchster Bedrängnis erinnern wir uns Deiner Verheißung, o Herr (Offb 12,7). Hast Du uns nicht Bundesgenossen versprochen, die gegen den Drachen und seine Dämonen kämpfen werden? Hast Du nicht einem jeden von uns einen Engel gesandt, der immerfort Dein Angesicht im Himmel schaut? Herr der Heerscharen, sende uns Deine Engel zu Hilfe! Vater der Lichter, unerträglich wird die Finsternis um uns her. Wir können das Hohngelächter Deiner Feinde und das Schweigen so vieler Deiner Diener kaum mehr ertragen.

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Deine Cherubim warten nur auf Deine Befehle. Wie lange noch zögerst Du? Sende doch jetzt Deine Engel, dass sie wie Lichtpfeile die Sonnenfinsternis unserer Gottferne durchbrechen.

Brüder und Schwestern, lasst uns aufschauen zu den Bergen, lasst uns den Lichtträgern des Herrn entgegengehen, den Engeln, den strahlenden Erstlingen der Schöpfung! Ihr unsere Bundesgenossen, kommt uns zu Hilfe!

Ihr neun Chöre der Engel, singt dem Herrn ein neues Lied und lobt Seine Treue. Kommt euren Mitknechten auf Erden zu Hilfe, wie Adler ihren Jungen zu Hilfe kommen.

Ihr Schutzengel, bewahrt uns vor dem Blutrausch der Hure Babylons und bewahrt die Unschuld unserer Kinder vor den Lasterhöhlen der Verführer. Vor allem du, heiliger Erzengel Michael, du Anführer der guten Engel, stürze den Luzifer, der seinen Thron über allen Himmeln errichten will, hinab in die Abgründe der Hölle. Zeige, dass du mit Gottes Hilfe stärker bist als alle seine Widersacher!

Ihr Erzengel, erleuchtet uns mit eurem Licht, beschützt uns mit euren Flügeln, verteidigt uns mit euren Schwertern!

Ihr Kräfte, stärkt uns, wie ihr den Elias auf dem Weg zum fernen Gottesberg Horeb gestärkt habt.

Ihr Gewalten, führt unsere Hirten zum Sieg, wie ihr David über den Riesen Goliath habt siegen lassen.

Ihr Fürstentümer, ihr Engel unserer Gemeinden, ersetzt unsere Lauheit durch euren Eifer für den Namen des Herrn!

Ihr Herrschaften, errichtet das Reich Gottes auf Erden und befreit die Millionen unserer Brüder und Schwestern in der Kirche des Schweigens aus der Haft der Gottlosen, wie Ihr den Petrus befreit habt aus dem Kerker des Herodes (Apg. 12,7).

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Ihr Throne, fesselt die Geister der Rebellion.

Ihr Cherubim, beschützt die Kirche des Neuen Bundes, wie ihr die Bundeslade des Alten Bundes beschirmt habt.

Ihr Seraphim, steckt das Weltall in Brand mit der Glut eurer Liebe zum allerhöchsten Gott und Vater unseres Herrn Jesu Christi!

Heiliger Erzengel Gabriel, du Kronzeuge der Menschwerdung, führe die Menschen aus der Wüste zurück, wie du Maria aus Ägypten zurückgeführt hast. Du warst der Schutzengel Marias, so sei auch der Schutzengel der Kirche, deren Mutter sie ist.

Heiliger Erzengel Raphael, trage unser Gebet vor das Angesicht des Allerhöchsten wie du das Gebet des Tobias emporgetragen hast. Lehre uns die Gebote des Herrn befolgen und schreibe unsere guten Taten in das Buch des Lebens.

Alle ihr Engel des Herrn, tretet an die Seite eurer Königin wie ein geordnetes Schlachtheer und ruhet nicht, bis sie der höllischen Schlange das Haupt zertritt, bis sie am Himmel als das Große Zeichen erscheint, das der Herr verheißen hat (Offb 12,1), als die Frau mit der Sonne umkleidet, mit dem Mond zu ihren Füßen und auf ihrem Haupt einen Kranz von zwölf Sternen. Amen.

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Offenbare Dich durch Deine Engel

Liebe Du in uns und durch uns

in Deinen Seraphim als Liebe.

Offenbare Dich in Deinen Cherubim als Wahrheit.

Herrsche in Deinen Thronen als Gerechtigkeit.

Gebiete in Deinen Gewalten als Heilbringer.

Regiere in Deinen Fürsten als Urmacht.

Wirke in Deinen Mächten als Stärke. Erstrahle in Deinen Erzengeln als Licht. Walte in Deinen Schutzengeln als Güte.

 

Hl. Bernhard von Clairvaux

 

Präfation von den Engeln

In Wahrheit ist es würdig und recht, Dir, allmächtiger Vater, zu danken und in der Herrlichkeit der Engel Deine Macht und Größe zu preisen. Denn Dir gereicht es zur Verherrlichung und zum Lob, wenn wir sie ehren, die Du erschaffen hast. An ihrem Glanz und ihrer Würde erkennen wir, wie groß und über alle Geschöpfe erhaben Du selber bist. Dich, den ewigen Gott, rühmen sie ohne Ende durch unseren Herrn Jesus Christus. Mit ihrem Lobgesang lass auch unsere Stimmen sich vereinen und voll Ehrfurcht rufen:

Heilig, heilig, heilig, Gott, Herr aller Mächte und Gewalten.

Erfüllt sind Himmel und Erde von Deiner Herrlichkeit.

Hosanna in der Höhe.

Hochgelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn.

Hosanna in der Höhe.

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1. Tag: Die Schutzengel

Ich sehe meinen Engel oft und schicke ihn zu meinen geistlichen Kindern. Ich bitte ihn um Hilfe. Er ist ein großer, sehr schöner Engel mit goldbräunlichem Haar, er ist ernst und in Gott versunken, aber er lächelt manchmal geradezu himmlisch, namentlich dann, wenn ich ihm meine Wünsche bezüglich meiner geistlichen Kinder vortrage.

Die Schutzengel sorgen sich ohne Aufhören für die ihnen anvertrauten Menschen. Ihre Zahl ist so unendlich groß, dass kein Engel, welcher seinen Schützling in die himmlische Seligkeit begleitet hat, noch einmal bei einem der nachfolgenden Menschengeschlechter Dienste tut. Der Schutzengel, der dem Menschen auf Erden beigestanden hat, bleibt auch im Himmel neben ihm. Durch das Eingehen ihrer Pfleglinge in die himmlischen Freuden wird auch die Freude der Schutzengel ins Unendliche gesteigert.

Die Schutzengel derjenigen Unglücklichen, welche die Herrlichkeit Gottes nicht sehen werden, sind den anderen nicht nachgesetzt. Der gerechte Gott erhöht ihre Freude wie die der anderen, und sie werden speziell der Dienerschaft der Königin der Engel zugeteilt und lobpreisen mit unbeschreiblicher Freude die Gerechtigkeit des Herrn.

Auch die Schutzengel haben besondere Grade; die einen sind feuriger, die anderen stiller, man möchte fast sagen: zurückhaltender. Das sind die Engel, die den Leidenden beigegeben sind. Ihr Gewand ist rötlich, und sie tragen einen schmalen Reif um ihr Haupt, gleich einem Diadem. Andere Schutzengel sind weiß gekleidet, sind fröhlichen Angesichts, herrlich gegürtet, und eine kostbare Krone schmückt ihr Haupt; sie dienen ihren

 

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Schützlingen mehr als sie ihnen beistehen. Das sind die Engel unbefleckter Seelen.

Die Kinder haben unbeschreiblich liebliche Engel. Diese haben ein lichtblaues Gewand, sind mit Perlen gegürtet, um ihr Haupt windet sich eine duftende Krone unverwelklicher Rosen. Ihre Hände sind zum Beten gefaltet, und ihre Augen blicken zum Himmel hinauf.

Auch die armen Sünder haben Engel von unbeschreiblich majestätischem Aussehen; ihr Gewand ist tiefrot, ihr Haupt gekrönt. Ihre Hände halten sie kreuzweise über der Brust, und ihre Augen blicken mit flehendem, leidvollem Ausdruck zum Himmel. Ach, wie schwer muss eine Todsünde Gott beleidigen, wenn seine Engel schon solche Trauer darüber haben! Fromme Seelen, die in unchristlicher Umgebung leben müssen, haben eine eigene Art von Schutzengeln; auch solche, die von Gott zu irgendeiner Mission berufen sind, die sie erfüllen müssen.

Es ist nichts lieblicher als ein Schutzengel, nichts gnadenreicher als die Güte Gottes, die unsere Seelen so sehr liebt, dass sie durch Engel beschützt, ermahnt und sogar bedient werden sollen. O du mein treuester Freund, geliebtester Bruder, heiliger Schutzengel, ich grüße dich tausendmal im Namen Jesu und danke Gott, dass er dich so schön, so gut und so mächtig erschaffen hat.

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Gebet zum Schutzengel

Ein unfassbares Geheimnis: Du, ein Engel des Herrn, ein reicher Geist, gewaltig an Kraft, mehr wissend als unsere Gelehrten, stärker als Atomkraft, länger existierend als Granit und Mondgestein, in ständiger Verbindung mit dem Himmel, wo Du immerfort das Angesicht des Himmlischen Vaters und seine Geheimnisse schaust - Du bist mein Begleiter von Kindheit an, mein Beschützer und Führer auf der Suche nach dem ewigen Gott.

Jesus, Du selbst hast uns dieses Geheimnis geoffenbart. ich danke Dir von Herzen für dieses große Geschenk. Wie kostbar muss meine Seele sein, wenn ein Engel des Allerhöchsten auf jede meiner Bewegungen achtet und meine Taten aufschreibt im Buch des Lebens, wie es kein Film und kein Tonband aufzeichnen könnte.

Du, mein Engel, den ich noch nie gesehen, aber dessen Gegenwart mich beglückt, lass mich Freundschaft schließen mit dir! Ich danke dir, dass du Gott die Treue gehalten hast und nicht dem Luzifer und seinem Anhang gefolgt bist. Ich danke dir, dass du mich armen Sünder angenommen hast. Laufe ich nicht täglich Gefahr, Gott untreu zu werden? Und wie schwer verfehle ich mich durch meine Unterlassungen!

 

Darum erwähle ich dich zu meinem Beschützer und Führer. Ich verspreche dir Treue und Gefolgschaft im Namen unseres Herrn. Ich bitte dich, mich zu strafen, wenn ich Gott beleidige, mich zu wecken, wenn ich in Gefahr bin, mich zu rufen, wenn ich etwas versäume.

Mein Schutzengel, tue nicht nur deine Pflicht an mir. Sei nicht nur mein Beschützer, sondern auch mein Freund, nicht

 

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nur mein Begleiter, sondern auch mein Mitstreiter, nicht nur mein Weggenosse, sondern auch mein Bundesgenosse!

Ich übergebe dir meinen Taufschein: Hilf mir, meinen Bund mit Gott zu halten. Ich übergebe dir meinen Führerschein: Führe meine Hand am Steuer und lass nicht zu, dass ich jemanden verletze. Ich übergebe dir meinen Trauschein: Lass mich gut sein zu den Meinigen, die mir anvertraut sind.

Lass mich die Güter dieser Welt, wo sie mir im Wege stehen, geringachten und lass mich das suchen, was droben ist. Bewahre mir ein reines Herz, dass ich einst Gott schauen kann in seiner gewaltigen Herrlichkeit - zusammen mit dir und allen Engeln und Auserwählten. Amen.

Gebet der heiligen Gertrud

Heiliger Engel Gottes, von Gott mit meinem Schutz betraut, ich sage dir Dank für alle Wohltaten, die du mir an Leib und Seele jemals erwiesen hast. Ich lobe und verherrliche dich, weil du mir Armen so getreu beistehst und mich gegen alle Anfalle der Feinde beschützest.

Gebenedeit sei jene Stunde, in der du mir zum Schutz bestimmt wurdest. Gebenedeit sei deine Liebe zu mir und all deine Fürsorge, mit der du nicht aufhörst, mein Heil zu fordern. Ich bitte dich, mir zu verzeihen, dass ich so oft deinen Einsprechungen widerstrebt und dadurch dich, meinen liebevollsten Freund, betrübt habe. Ich nehme mir für die Zukunft fest vor, dir zu gehorchen und meinem Gott treu zu dienen. Amen.

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Gebet der Kirche

Gott, in Deiner Vorsehung sorgst Du für alles, was Du geschaffen hast.

Sende uns Deine heiligen Engel zu Hilfe, dass sie uns behüten auf allen unseren Wegen, und gib uns in der Gemeinschaft mit ihnen Deine ewige Freude.

Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

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2. Tag: Die Erzengel

 

Die Verehrung der Erzengel gibt viel Trost und Ermunterung. Sie sind wieder in verschiedene Ordnungen eingeteilt; auch die Farbe ihrer Gewänder ist verschieden. Aus ihrem Chor stammen die sieben seligen Geister vor Gottes Thron, die stets bereit sind, die Befehle des Allerhöchsten zu verkünden.

Sankt Michael

Er steht Gott Vater am nächsten. Er ist gerüstet wie ein Grieche. Seine Schönheit ist von gewaltiger Erhabenheit. Auch die Engel seiner Ordnung sind wie er gerüstet. Diese stehen den Märtyrern während ihres Leidens bei, so wie allen Menschen, die um Gottes willen Verfolgung leiden. In solchen Stunden schickt der barmherzige Gott durch Sankt Michael einen gerüsteten Erzengel dem Schutzengel des bedrängten Menschen zu Hilfe. Wie viele heroische Akte der Selbstverleugnung, vor allem wieviel Starkmut üben dann solche Seelen, und schließlich denken sie gar nicht daran, dass sie ihrem Engel und seiner Hilfe Dank schulden. Die Engel sind so treu im Dienste der Menschen, und die Menschen sind so undankbar gegen ihre Engel.

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Sankt Gabriel

 

Sankt Gabriel trägt ein priesterliches Gewand, eine Albe mit Stola. Er ist speziell der Abgesandte des Heiligen Geistes. Seine Vorzüge stellen ihn auf die gleiche Stufe mit Sankt Michael. Er ist der Engel für die Söhne des heiligen Geistes, für die Priester, und für alle Seelen, die den Heiligen Geist innig verehren

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oder doch wenigstens wünschen, ihm gut dienen zu können. Er ist auch der Patron des sehnsüchtigen Gebetes. Die Priester sollten keinen Tag versäumen, ihn anzurufen, namentlich vor der Verkündigung des heiligen Wortes.

Auch diejenigen, die sich in schweren geistigen und körperlichen Leiden befinden, sollen ihn verehren. Er erfleht eine innige Liebe zur Gottesmutter. Seelen, die ihn häufig grüßen, wird er in der Todesstunde wieder grüßen und seiner Königin Zufuhren. Sankt Gabriels Schönheit ist lieblicher, eindringlicher, sehr zu Herzen gehend, nicht so niederschmetternd wie Sankt Michaels Herrlichkeit.

Einmal kniete ich vor meinem Kruzifix, an dem ich keinen Christus sah, und betrachtete die Ergebung und die furchtbaren Schmerzen Marias. Ich musste bitterlich weinen über die Leiden der jungfräulichen Mutter, als ich einen wunderbaren Duft wahrnahm. Mein Zimmer wurde hell, ich sah Sankt Gabriel, und er sprach mit großer Freude: «Gegrüßet seist du und deine heiligen Tränen!» Ich hatte meine Augen geschlossen, denn ich war geblendet von dem Glanz, der vom «Engel des Herrn» ausging. Als ich wieder aufblickte, sah ich die unbefleckte Mutter Jesu vor mir; sie war voll unendlicher Güte...

Sankt Gabriel wandte sich nochmals zu mir und sprach: «Du leidest mit Maria, freue dich auch mit ihr! Du hast noch nie den Rosenkranz zu Ehren ihrer sieben Freuden gebetet, o tu es doch! Dieser Rosenkranz bringt dem Beter und der Himmelskönigin viel Freude. Lass auch deine geistlichen Freunde daran teilnehmen. Grüße sie in Jesu Namen und sage ihnen, dass meine Königin sie sehr liebt und ihnen jederzeit beisteht, denn sie verbreiten meine und aller Engel Ehre, und das ist für die Königin der Engel eine unbeschreibliche Freude...» 16

 

Sankt Raphael, der Nothelfer

Sankt Raphael ist der Patron der Beichtväter und auch der Beichtkinder. Wer Sankt Raphael treu verehrt, wird immer gute Seelenführer haben. Sankt Raphael ist der Engel des Trostes in zeitlichen Angelegenheiten; er ist ein Nothelfer. Er steht in ganz besonderer Weise in Zusammenhang mit der Spendung und dem Empfang des Bußsakramentes.

Auch sollen ihn die Eheleute nicht vergessen. Sankt Raphaels Gewand ist gegürtet und geschürzt. In seiner Rechten hält er einen zepterähnlichen Stab. Sankt Gabriel hat die Lilie, Sankt Michael Schild und Schwert. Die sieben Gaben des Heiligen Geistes werden durch Erzengel von unaussprechlicher Schönheit dargestellt.

Der Erzengel der Geduld hat ein grünes Gewand, sein Antlitz ist zum Himmel gewendet, seine Hände zu inbrünstigem Gebet gefaltet; seine Schönheit hat etwas Ergreifendes, ich möchte fast sagen, etwas Wehmütiges. Wo ihn Gott hinschickt, da kehren Ergebung und Geduld in die Seele ein.

Es gibt Menschen, bei denen er stets weilt; solche bevorzugten Naturen können alles ertragen, auch das Unglaubliche. Wohin ihr Auge fällt, da steht ein Kreuz, und der Erzengel der Geduld hilft diesen Leidensmutigen, es geduldig zu ertragen.

Auch ich brauche dich heute, du hilfreicher Erzengel! Ich bin es nicht würdig, dich um deinen Besuch zu bitten, aber komm um Gottes willen, damit ich die göttliche Geduld nicht durch unmutige und ungeduldige Gedanken beleidige. Ich betrachte jetzt mehr die Vorzüge der Engel. O wie schön muss der Himmel sein! • *

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Gebet zum Erzengel Michael

Heiliger Erzengel Michael, du Anführer der guten Engel, siehe, wir kommen täglich mehr in Bedrängnis. Der Kampf den du im Himmel begonnen hast, tobt seit Adam weiter auf dieser Erde. Wir stehen im Vorfeld der Apokalypse.

Der große Abfall von Gott hat begonnen. Der allmächtige Schöpfer Himmels und der Erde wird totgeschwiegen, seine Gebote werden verachtet. Der Mensch erliegt den Einflüsterungen Satans und macht sich selbst zum obersten Gesetzgeber und Richter.

Die heilige Kirche unseres Herrn Jesus Christus wird nicht nur von äußeren Feinden, sondern, was noch weit gefährlicher ist, von Feinden im Innern zerstört. Der Weinberg des Herrn trägt Spuren der Verwüstung. Heiliger Erzengel Michael, höre unseren Notschrei! Wir können diesen Frevel, diesen Hochmut, dieses Morden und Abtreiben und die Feigheit der Guten kaum mehr ertragen. Komm uns mit deinen Legionen zu Hilfe! Wirf deine große Frage « Wer ist wie Gott?» in Flammenschrift über die Horizonte!

Du hast die abgefallenen Engel aus dem Himmel in die Tiefe der Hölle gestürzt, vertreibe den Rauch Satans aus dem Inneren der Kirche! Heiliger Erzengel Michael! Nicht nur unsere Lippen, auch unsere Hände, unsere Tränen, unsere Herzen schreien zu dir, sieh unsere Not, unsere Müdigkeit. Sieh die Kirche in ihrer Ohnmacht und Erniedrigung!

Den Israeliten, wenn sie zu dir als ihrem Bundesengel um Hilfe gerufen haben, hast du mit deinen Engeln geholfen; ihre Feinde sahen euch wie Feuerschwerter und wichen zurück. Sind wir weniger als die Israeliten? Ist die Kirche nicht die Erbin

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des Auserwählten Volkes, die Braut deines Herrn? Sind wir, Kinder Mariens, nicht die Kinder deiner Königin?

Heiliger Erzengel Michael, unser Bundesengel, komm in der Kraft Gottes zu uns, warne uns, schütze uns, komm mit deinen Legionen, komm uns mit allen himmlischen Heerscharen zu Hilfe und zeige, dass ihr Engel Gottes stärker seid als die Pforten der Hölle.

Heiliger Erzengel Michael, in glühendem Eifer für die Ehre Gottes hast Du die ungehorsamen Engel in den Abgrund der Hölle hinabgestoßen. Erflehe uns die Gnade, dass wir vom gleichen Eifer entflammt den furchtbaren Gotteshass unserer Tage bekämpfen und unsere Kraft für Gottes größere Ehre einsetzen. Amen.

Gebet zum Erzengel Gabriel

Heiliger Erzengel Gabriel, als erster aller Engel durftest du in Nazaret Maria begrüßen. Im Auftrag des Vaters hast du Maria angefragt, ob sie bereit sei, die Mutter seines Sohnes zu werden. Du durftest das folgenreichste Wort vernehmen, das je ein Mensch gesprochen hat, das «Mir geschehe nach deinem Wort!» der Jungfrau von Nazaret. Das «Nein» Evas hat die Menschen durch'den Cherubim aus dem Paradies vertrieben, durch das «Ja» Mariens ist Jesus Mensch geworden und hat uns das Paradies neu erschlossen.

Wie hoheitsvoll waren deine Worte, mit denen du deine zukünftige Königin begrüßt hast: «Sei gegrüßt, du bist voll der Gnade, der Herr ist mit dir» (Lk 1,28).

Unzählige Christen haben diesen deinen Gruß wiederholt und damit das prophetische Wort Mariens im Magnificat «Und

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es werden mich selig preisen alle Geschlechter» (Lk 1,48) wahr gemacht. Heiliger Erzengel Gabriel, lehre doch die Menschen wieder die wahre Andacht zu Maria; zeige ihnen, wer Maria ist, wie wir sie ehren und preisen sollen. Mache den Menschen bewusst, welche Gnade und welches Glück esför uns bedeutet, Maria als unsere Mutter und Königin lieben und anrufen zu dürfen.

Heiliger Erzengel Gabriel! Lehre uns den Willen Gottes freudig annehmen, als Knechte und Mägde des Herrn, wie es Maria getan hat. Du warst der erste Zeuge der Menschwerdung im Schoß der heiligen Jungfrau. Lehre die Menschen, das keimende Leben im Mutterschoß zu achten, dass sie keinen Frevel begehen am unfassbaren Wunder der Menschwerdung, bewahre unsere Mütter und Väter vor der großen Sünde unserer Zeit, der Abtreibung, dem neuen Kindermord von Betlehem. Lass unsere Jungfrauen und Frauen die hohe Würde ihres Standes erkennen, dass sie im Geiste Mariens Christus im Herzen tragen und ihre Männer und Söhne heimfuhren zu Gott. Amen.

Gebet der Kirche

Gott, Du hast unter den übrigen Engeln den Erzengel Gabriel auserlesen, dass er das Geheimnis Deiner Menschwerdung verkünde; da wir nun sein Fest auf Erden feiern, gewähre gnädig, dass wir auch seinen Schutz im Himmel erfahren. Amen.

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Gebet zum Erzengel Raphael

Gott hat dich zur Zeit der Babylonischen Gefangenschaft zu einer jüdischen Familie gesandt, die in großer Not zu ihm geschrien hatte. Gott erhörte ihr Gebet und beauftragte dich, den jungen Tobias in das ferne Medien zu begleiten. Dort hast du ihm geholfen, eine gute Frau zu finden. An deinem Beispiel wollte Gott zeigen, wie die Engel auf Schritt und Tritt den Menschen beistehen, sofern sie sich ihnen ganz anvertrauen.

Erzengel Raphael, wir kennen diese deine Geschichte aus der Bibel (Tob 1-14). Schonso manchen Menschen hat sie zu Tränen gerührt. Wie rührend hast du für die Familie des jungen Tobias gesorgt, hast die beiden jungen Menschen zusammengeführt, die junge Frau von einem bösen Dämon befreit. Später heiltest du auch den alten Vater von seiner Blindheit.

Heiliger Erzengel Raphael, schau auf unsere Jugend, wiesie ihre Perlen den Schweinen hinwirft (Mt 7,6), wie sie in einer neuheidnischen Welt den Götzen Sex, Mammon und Drogen verfällt, von ihren Süchten nicht mehr loskommt und keinen A usweg mehr sieht. Komm denjungen Menschen doch mit deinen Engeln zu Hilfe, wie du dem Tobias und der Sara geholfen hast. Tröste auch die Eltern, Sie verunsichert sind.

Zeige dich wieder so wie damals, als du dich selbst geof- fenbart hast, als du zu erkennen gabst, dass Gott dich gesandt hat, dass du einer der sieben heiligen Engel bist, die das Gebet der Heiligen emportragen und mit ihm vor die Majestät Gottes treten. Heiliger Erzengel Raphael, wir glauben an deine Sendung, trage auch unser Gebet vor den Thron des Allerhöchsten und lege ein gutes Wort für uns-ein. Amen.

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Gebet der Kirche

Gepriesen sei Gott, vor dessen Thron die Engel stehen. Zu ihm lasst uns beten: Hosianna in der Höhe.

Lass uns diesen Tag voll Zuversicht beginnen und lass uns einstimmen in ihren Lobgesang. Lass deine heiligen Engel unser Gebet emportragen und unsere Opfergaben niederlegen auf deinen himmlischen Altar. Sende den Erzengel Michael uns zu Hilfe, damit er uns verteidige gegen Satan und seinen Anhang. Amen.

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3. Tag: Die himmlischen Kräfte

Die Engel des dritten Chores, die Kräfte, sind bläulich gewandet und mit Gold umgürtet. Ihr Haupt umschließt ein breiter Goldreif, ein heller Stern strahlt über ihrer Stirn. Sie sind, was ihr Name sagt, die verkörperte Kraft. Gott teilt sie jenen Menschen zu, die mit aller Willenskraft und Beharrlichkeit an ihrer Besserung arbeiten und die auch dann nicht nachlassen, wenn ein Fehler ausgerottet ist, sondern nach wie vor alle Mittel, geistige und körperliche Abtötung, anwenden, um ihre Seele zu retten.

Es gibt Priester, die den Engel der «Kraft» stets an ihrer Seite haben. Sie sind gegen sich selbst gewöhnlich sehr unnachsichtig, behandeln sich selbst unfreundlich und finden kein Ende, sich abzutöten. Das sind die Lieblinge der himmlischen Kräfte.

Auch mancher bekehrte Sünder bekommt einen solchen Engel an die Seite. Der Engel mahnt den ganzen Tag, die ganze Nacht, und der Büßer erlahmt nicht, ihm zu folgen; denn der Engel zwingt ihn zur Beharrlichkeit durch die Kraft, die er besitzt. Alle Menschen, die zum inneren Leben geneigt sind, sollen diesen Engelschor ganz besonders anrufen, denn gute Gedanken allein machei] nicht vollkommen: Man muss auch die Kraft haben, sie zur Ausführung zu bringen.

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Gebet zum Chor der Kräfte

Wie passt das zusammen: Ein armer Sünder wie ich, der so oft in seinem Leben schwach geworden ist, und ihr, die himmlischen Kräfte, die ihr Gottes Kraft verkörpert!

Eigentlich müsste ich befürchten, dass ihr meinen Gruß nicht erwidert, dass ihr mich verachtet, weil ich so oft eure kraftvol

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le Hilfe nicht in Anspruch genommen habe. Darf ich euch in aller Demut daran erinnern, dass auch der Heiland Mitleid mit unserer Schwachheit hatte? Zu den schlafenden Jüngern im Ölgarten, die nicht einmal eine Stunde mit ihm wachen und beten konnten, sagte er: « Wachet und betet, damit ihr nicht in Versuchung fallet! Der Geist ist zwar willig, das Fleisch aber ist schwach» (Mt 26,41). Gerade als chronische Sünder haben wir doppelten Grund, uns an euch zu wenden. Was uns ja mangelt, habt ihr im Überfluss. Kraft für das Gute! Ihr seid ja unsere Brüder im Geiste, unsere Mitkämpfer im Reiche Gottes. Um der Liebe Gottes willen richtet uns auf. Bewahrt uns vor dem Sturz in den Abgrund!

Ihr Kräfte, wieschade, dassihrnichtimweltlichenBereichin Erscheinung tretet. Ihr wäret die Idole unserer sportbesessenen Welt. Ein Idol unserer Zeit ist der Kraftprotz, die Sportgröße, der Schnellste, der Stärkste, der Wendigste, der Kurvensicherste. Ich weiß, der Mensch besteht aus Leib und Seele und Geist, und auch der Leib ist eine Gabe Gottes. Wir müssen auch dem Leib Sorge tragen, weil er ein Tempel des Heiligen Geistes ist. Wir dürfen und sollen auch Sport treiben, um unseren Körper gesund und kräftig zu erhalten. Unsere neuheidnische Zeit aber hat den Sport weitgehend zu einem Kult gemacht: Die Körperkraft wird zum Götzendienst erniedrigt.

A ber ihr seid im geistigen Bereich tätig. Eure Kraft dient der Ver-HERR-lichung Gottes. Deshalb wagen wir es, eure Hilfe anzurufen. Vielleicht war die Kirche noch nie so kraftlos wie heute. Noch nie bedurften wir eurer Hilfe so sehr wie heute. Das könnte wieder anders werden mit eurer Hilfe. Lehrt die Welt wieder das Staunen, wenn sie plötzlich merkt, dass die

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Christen wieder Mut und Kraft schöpfen, wenn sie es wieder wagen, dem Moloch des Zeitgeistes zu trotzen, wenn sie, wie in Russland, nach 70-jähriger babylonischer Gefangenschaft wieder aus den Katakomben hervortreten undder Welt beweisen, dass der christliche Glaube trotz einem Blutopfer von fünfzig Millionen Menschen letztlich unbesiegbar ist.

O ihr Engel Gottes, ihr Kräfte, mit letzter Kraft rufen wir euch zu Hilfe, hört unseren Notschrei, lehrt uns, dem Satan und all seiner Pracht zu widerstehen, lehrt uns, nicht jedem Druck nachzugeben, uns in den Massenmedien nicht jede Gotteslästerung gefallen zu lassen. Stars und Sportskanonen sind unterhaltsam; aber was wir brauchen, sind Heilige.

Der Weg zur Hölle ist gepflastert mit guten Vorsätzen, sagt ein Sprichwort. Wie tröstlich ist es, dass es Euch gibt, besonders heute, wo so viele Menschen unter Depressionen leiden. Ihr himmlischen Kräfte, helft uns, am Guten festzuhalten, uns nicht ablenken zu lassen. Helft uns im Kampf gegen die Mächte der Finsternis und lasst uns einst wie Paulus ausrufen: Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Glauben bewahrt. Amen.

Gebet der Kirche

Barmherziger Gott, Du hast uns mit dem Brot des Himmels gestärkt. Lass uns in der Kraft dieser Speise und unter dem Schutz der heiligen Engel auf dem Weg des Heils voranschreiten. Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

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4. Tag: Die Gewalten oder Mächte

Die Engel vom Chor der Gewalten sind groß, haben als Gewand eine Albe und eine Dalmatika, die je nach den Tugenden derjenigen, denen sie dienen, von verschiedener Farbe sind. Sie dienen mit wenigen Ausnahmen nur den Priestern.

Die «Gewalten» sind groß und ernst. Ihre Macht ist intensiver als die des vorhergehenden Chores. Vor ihnen entflieht der Teufel. Die Hände tragen sie überder Brust gekreuzt, ihr Blick hat etwas Zwingendes, Gebieterisches. Ihr Antlitz strahlt herrlich. Dieser Chor rechtfertigt seinen Namen durch die erhabene Majestät, die von den «Gewalten» ausgeht. Sie beschützen die Priester in ganz besonderer Weise bei ihren priesterlichen Verrichtungen; namentlich beim Breviergebet sollte dieser Engelschor angerufen werden, denn die «Gewalten» vertreiben die Zerstreuung beim Pflichtgebet. Aber fast nie wird ihrer in besonderer Weise gedacht. Engel, Erzengel, Cherubim und Seraphim werden oft angerufen, die anderen Chöre aber vernachlässigt, am meisten der dritte und vierte Chor.

Priester, die im Beichtstuhl einer besonderen Gnade bedürfen, um gottergebene Seelen zu fuhren, bekommen von Gott einen «Gewaltigen». Klosterbeichtväter haben ihn immer, andere Beichtväter nur dann, wenn sie unter ihrer Leitung und Führung von Gott bevorzugte und besonders geliebte Seelen haben. Priester, die stets, bei Tag und Nacht, einen «Gewaltigen» an ihrer Seite haben, sind von Gott sehr bevorzugt; denn der «Gewaltige» führt sie zur Selbsterkenntnis und gibt ihnen ein steigendes Verlangen nach Vollkommenheit. Wenn ein Priester einen «Gewaltigen» zur Seite hat, ist es beinahe gewiss, dass er später statt desselben einen Engel aus dem Chor der «Herr- 26

 

schäften» bekommt. Auch ist es vorgekommen, dass ein Priester sogleich nach der Ordination zu seinem Schutzengel noch einen «Gewaltigen» zugeteilt bekam, wenn er ganz besonders in au-ßergewöhnlicher Weise im Beichtstuhl zu wirken berufen war!

Ein Priester, der einen Engel aus dem Chor der «Gewalten» hat, hat große Macht über die Seelen. Sein Wirken wird ein gesegnetes sein. So oft sein Eifer erlahmt, feuert ihn der «Gewaltige» wieder an. Der Segen eines solchen Priesters hat eine ganz besondere Macht. Diesen Chor verehre und rufe man in allen Gebetstrockenheiten, in aller geistlichen Unlust und in allen Versuchungen zum Zorn und zur Ungeduld an.

Gebet zu den Gewalten oder Mächten

Ihr Engel Gottes aus dem Chor der Gewalten, ihr seid erhaben und gewaltig. Wir Menschen können euren Anblick nicht ertragen, und die Teufel ergreifen vor euch die Flucht.

Ihr habt vor allem die Gabe der Seelenführung, und deshalb teilt euch Gott in erster Linie den Priestern, vor allem den Beichtvätern zu. Ach, ihr wisst ja besser als wir, wie schlimm es heute in der Kirche vor allem um das Bußsakrament steht. Der Teufel hat die Menschen verblendet und ihnen suggeriert, dass es ihn nicht mtehr gäbe. Wenn es aber keinen Teufel mehr gibt, dann verblasst auch die Sünde, das Sündenbewusstsein schwindet, und deshalb wird auch die Beichte scheinbar überflüssig. Ausgerechnet die Beichte, die das Mittel ist, mit dessen Hilfe die Katholiken an sich arbeiten. Das ist die wöchentliche oder monatliche gründliche Gewissenserforschung, das ist der Rechenschaftsbericht vor sich selbst, vor dem Beichtvater, vor Gott, das ist die Gnadenstunde auf dem Wegzur Vollkommenheit.

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O ihr Gewalten, ihr Mächte, wie sehr brauchen wir euch! Der Papst hat uns in seiner Enzyklika «Buße und Versöhnung» den Weg gezeigt. Ohne Buße wird es keine Umkehr geben, ohne Beichte keine Versöhnung mit Gott. Ihr Gewalten, erleuchtet unsere Theologen, unsere Beichtväter undruft die Gläubigenzur Umkehr. Gebt uns wieder heilige Beichtväter und Seelenführer, gebt den Sündern wie dem verlorenen Sohn die Einsicht, dass es jetzt Zeit ist, ins Vaterhaus zurückzukehren. Wehe uns, wenn wir das letzte Gnadenangebot Gottes verpassen.

Ihr himmlischen Gewalten oder Mächte, ihr steht vor allem im Dienst der Priester. Aber gerade deshalb dürfen auch wir, die Laien, euch anrufen, denn wir leben in einer priesterarmen Zeit. Deshalb bitten wir euch, helft den wenigen Priestern, die in Treue ausharren und oft überfordert sind. Helft besonders auch jenen, die nicht immun sind gegen den Zeitgeist. Helft ihnen, Gewalt gegen sich selbst anzuwenden, heißt es doch: «Das Himmelreich leidet Gewalt, und nur die Gewalttätigen reißen es an sich» (Mt 11,12). Amen.

Gebet der Kirche

Wir bitten Dich, Herr, suche heim dieses Haus und verbanne alle Nachstellungen des Feindes weit von ihm; lass Deine heiligen Engel darin wohnen, dass sie uns in Frieden behüten, und Dein Segen sei allezeit über uns! Amen.

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5. Tag: Die Fürstentümer

Jede Pfarrei hat ihren eigenen Engel; er stammt aus dem Chor der Fürstentümer. Diese Engel sind groß und herrlich anzusehen; ein Hofstaat von Engeln ist um sie herum. Sie knien vor dem Allerheiligsten und beten Tag und Nacht für die Glieder der Pfarrei. Sie sorgen, dass die Sterbenden die heilige Wegzehrung erhalten und die Kinder getauft werden .Sie kennen alle Pfarrkinder ihrer Kirche. Sie bitten Gott um Verzeihung für jedes Ärgernis. Im allgemeinen üben sie das fürbittende Gebet aus. Sie ehren den in Brotgestalt verborgenen Gott, der ja, meist von allen Menschen verlassen, in der Kirche wartet. Die «Fürstentümer» singen ihr Sanctus ununterbrochen auf geheimnisvolle Weise, indem sie für die Lauheit ihrer Pfarrei genugtun. Zu diesem Chor wird fast nie gebetet.

Die Verehrung dieses Engelchors bringt vor allem Gebetsfreude und Beharrlichkeit im Gebet mit sich. Das Gewand der Fürstentümer ist amethystfarben, darüber tragen sie einen kostbar mit Edelsteinen verzierten Mantel, ungefähr wie ein Pluviale. Ihre Krone besteht aus einem geschlossenen Diadem mitljzwei Sternen. Ihrö’Hände sind stets gefaltet. Ihr Antlitz ist voll Freundlichkeit.und Liebe, nach sakrilegisch empfangenen Sakramenten voll Trauer. Darm neigen sie sich bis auf den Boden und verrichten die erhabensten Sühnegebete.

Kein Priester sollte versäumen, den Engel der Kirche, be-ziehungsweise der Pfarrei, der er zugeteilt ist, zu grüßen. Die Gnaden, die er dafür empfangt, sind unbeschreiblich hoch und zahlreich. Aber diese Gnaden werden selten verdient.

Das Kirchweihfest ist ein besonderer Tag der Freude für den Chor der Fürstentümer. Jeder Kirche steht ihr Engel als 29

 

Beschützer vor und bringt alle Opfer, alle Verdienste, Gebete, Überwindungen vom letzten Kirchweihfest Gott dar. Welche Freude, wenn die Opferschale recht voll ist und der Weihrauch der Gebete beständig zum Himmel steigt! Das ist auch der Tag, an welchem der himmlische Fürst das Haus segnet. Dieser Engel verlässt seine Pfarrkinder nicht und fleht für sie beständig zu Gott, erfleht Mut und Kraft für sie. Eine Mutter kann nicht inniger für sie beten als er, und niemand dankt ihm.

Gebet zu den Fürstentümern

Ihr seid die guten Geister unserer Pfarrei. Ihr seht überall nach dem Rechten und leistet dem in der Eucharistie anwesenden Herrn Genugtuung für unsere Nachlässigkeiten.

Ihr Fürstentümer, wir sind keine Musterpfarrei, gerade deshalb sind wir auf eure Dienste angewiesen.

Helft uns, allen Mitgliedern unserer Pfarrei mit Achtung und Verständnis zu begegnen, auf dass sich alle in unserer Gemeinschaft wohl fühlen können.

Lehrt uns Ehrfurcht vor dem Priester, Dienstbereitschaft und tätige Nächstenliebe. Helft besonders auch jenen Pfarreien, die ohne Hirten sind. Amen.

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6. Tag: Die Herrschaften

Der sechste Chor ist derjenige der Herrschaften. Das sind die Engel, die Gott allen denen gibt, die zu lehren haben, sei es nun auf dem Lehrstuhl der Hochschule oder der Kanzel oder in gewisser Beziehung im Beichtstuhl, wenn es sich um geistliche Führung handelt.

Auch die Missionare werden von den «Herrschaften» beschirmt. Sie stehen allen denjenigen bei, die sich bestreben, Gottes Herrschaft auf Erden auszubreiten. Auch die Oberen der Klöster und Seminare haben einen solchen Engel bei sich, vorausgesetzt, dass sie demütig sind. Diese Menschen müssen Gott die Ehre geben, dann ist die «Herrschaft» stets bei ihnen. Ihr Gewand ist weiß und mit Edelsteinen verziert. Auf der Brust tragen sie ein Schild mit dem Namen Gottes. Ihre rechte Hand hält ein kurzes Zepter, ihr Antlitz leuchtet wie die Sonne, ihre Krone blendet durch ihre Pracht.

Zu ihnen soll man beten um die Ausbreitung des Reiches Gottes auf Erden durch die Bekehrung der Irr- und Ungläubigen, für Laue und Namenskatholiken.

In Verzagtheit soll man sie anrufen; sie helfen. Aber man denkt nicht oft an sie. In der gewöhnlichen Präfation heißt es wohl: «Adorant Dominationes», aber nach der Messe wird auch der «Herrschaft» nicht mehr gedacht, und sie bemühen sich doch so sehr um die Ausbreitung des Reiches Gottes. Als ich ein ungefähr neunjähriges Kind war, hatte ich oft ein großes Bedauern mit allen Engeln, weil ihre Chöre in der Präfation zwar mit Worten, aber fast nie auch mit dem Herzen gefeiert wurden. Zum Ersatz dafür bete Ich täglich neun Ave zu ihrer Ehre und drei Gloria Patri für alle Priester, dass sie eine größere 31

 

Erkenntnis der englischen Vorzüge bekommen möchten. Dieser Übung bin ich treu geblieben; sie gibt viel Trost, und Gott gibt uns dafür die Gnade der Betrachtung.

Gebet zu den Herrschaften

Ihr Herrschaften, eure Aufgabe ist es, Gottes Reich in Kirche und Welt zu errichten. Gott ordnet euch jenen zu, denen er Führungsaufgaben übertragen hat.

Ihr Herrschaften, helft den Verantwortlichen in ihrem schweren Amt, bekehrt die Lauen und Abgefallenen, vor allem auch die abgefallenen Priester, die wie Hirten im Nebel herumirren.

Ihr Herrschaften, helft uns, dem Willen und den Plänen Gottes zum Durchbruch zu verhelfen. Lehrt uns wieder die alte Weisheit: «Gott dienen heißt herrschen.» Amen.

Gebet der Kirche

Preiset den Herrn, all Seine Engel: ihr, Seine Diener, die ihr vollfuhret Seine Befehle: gehorsam Seinem gebietenden Wort! Amen.

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7. Tag: Die Throne

Der siebte Chor, die Throne, ist ein Chor des Königtums. Jedes Königreich, jedes Volk, jedes Bistum, jede Klostergemeinschaft, alle haben ihren eigenen Engel; der Chor der Throne ist dazu auserwählt. Diese Engel sitzen gleich Königen auf einem Thron. Sie haben ein goldenes Gewand, einen leuchtenden Mantel, ihre Krone ist geschlossen und über alle Begriffe leuchtend. Ihr Antlitz ist voll Hoheit und überirdischer Majestät. Zu ihren Füßen liegt ein Zepter, ihre Hände sind über der Brust gekreuzt, und an der rechten Hand glänzt ein Ring.

Der Blick, mit dem sie zum Himmel schauen, ist trotz ihres majestätischen Aussehens voll tiefster Demut, voll heißester Inbrunst. Ohne Unterlass bringen sie die Gebete ihres Reiches dem Allerhöchsten dar; alle Selbstverleugnung, alle Opfer, alle Entsagung, die je ein Menschenherz geübt, opfern sie der Heiligsten Dreifaltigkeit auf, veredelt und geheiligt durch ihr eigenes Gebet.

Ihr Herrschertum besteht in dieser beständigen Aufopferung, ihre Regierung ist tiefste Demut, ihre Krone ist brennende Liebe. Durch Gottes Anordnung wird ihrer in der Präfation gedacht, sonst würden sie gar nicht genannt. Es ist eine stille, aber tiefe Tragik im Dienst'der Engel. Sie tun für die arme, sündige Menschheit, was in ihren Kräften liegt, und diese eiskalten, glaubensarmen Menschen vergessen ihrer oder erklären ihre Existenz als ein «anmutiges Märchen». Die Engel dienen uns ohne Unterlass; sie erwarten keinen Dank und selten finden sie ihn. Und doch würde die Andacht zu den heiligen Engeln zur Vollkommenheit, zur HeiligkeitTühren.

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Gebet zu den Thronen

Ihr Throne seid mächtige Engel, denn ihr seid von königlicher Würde. Symbolisch betrachtet sitzt ihr wie Könige auf einem Thron und regiert ein Land, ein Bistum, einen Orden, eine Universität. Eure Aufgabe ist groß, denn wir erleben heute eineKrise der Führungskräfte: viele schwache Hirten, Bischöfe und Äbte. Wir bitten um eure weise Führung; stärkt die Autorität der Hirten und helft ihnen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Amen.

Gebet der Kirche

Herr, wir haben in der Freude, die das Fest Deiner heiligen Engel uns schenkt, die göttlichen Heilsgaben genossen und bitten nun, es möge ihr Schutz uns immerfort von den Nachstellungen der Feinde befreien und gegen alles Unheil schirmen. Durch Christus, unsem Herrn. Amen.

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8. Tag: Die Cherubim

Die Cherubim sind die Schwerter Gottes. Ihr Gewand ist strahlendes, reines Licht, ihr Antlitz ist streng und ähnelt Sankt Michael im Ausdruck. Sie sind mit Feuer gegürtet, und ihre Rechte hält ein Schwert mit einer Feuerklinge. Ihre Krone ist aus Sonnenstrahlen. Sie sind der personifizierte Eifer für die Ehre Gottes, die personifizierte «Verteidigungsbereitschaft».

Vor dem päpstlichen Thron stehen vier Cherubim. Ein Cherub vertrieb Adam aus dem Paradies. Vor manchen ganz besonders hohen Heiligtümern steht ein Cherub mit dem Schwert.

Die Cherubim sind anzurufen in allen Versuchungen gegen den Glauben. Skrupulanten dürfte man diese Andacht sehr empfehlen; auch solchen, die mit Versuchungen gegen die heilige Reinheit zu kämpfen haben. Der Erfolg dieser Andacht ist überraschend.

Gebet zu den Cherubim

Ihr heiligen Cherubim, ihrwartZeugendavon, wie die ersten Menschen Adam und Eva sich vom Teufel verführen ließen und sich im Ungehorsam von Gott abwandten und sein wollten wie Gott. Einer von euch hatte die Aufgabe, unsere Stammeltern aus dem Paradies zu vertreiben und den Eingang zum Paradies mit seinem Feuerschwert zu verteidigen.

Im Kirchenlied «Lobt Gott, Ihr Christen allzugleich» heißt es: «Heut schleußt er auf die Tür zum schönen Paradeis; der Cherub steht nicht mehr davor, Gott sei Lob, Ehr und Preis!» Aber Euer Wächteramt ist heute'dringender denn je. Ist nicht jede unschuldige Menschenseele ein Paradies, in welchem Gott

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wohnt? Bewacht, Ihr lieben Cherubim, alle diese Oasen des Friedens vor dem Ansturm einer gottlos gewordenen Welt! Amen.

Gebet der Kirche

Gott, Du ordnest alles mit Macht und Weisheit; Engeln und Menschen teilst Du ihre Dienste zu. Gib, dass die Macht des Bösen nicht überhand nimmt, sondern sende Deine heiligen Engel, die im Himmel vor Dir stehen, in diese Welt, damit sie uns vor allem Unheil schützen. Darum bitten wir durch Jesus Christus, unsem Herrn. Amen.

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9. Tag: Die Seraphim

Dann kommt der seligste Chor der Seraphim. Sie sind Liebe und dienen der Liebe. Ohne Aufhören ehren und lieben und lobpreisen sie die Allerheiligste Dreifaltigkeit - sie können nichts anderes , und das ist ihre Seligkeit.

Ihre Liebe entzündet sich täglich und stündlich aufs neue an der höchsten Liebe, die sich ihren Dienst ganz allein zu ihrem Lobe vorbehalten hat.

Welches Herz möchte nicht zerfliessen vor Liebe in Betrachtung des erhabenen Amtes der Seraphim? Wer möchte diese glücklichsten Engel nicht beneiden, die in alle Ewigkeit nur dazu geschaffen sind, die höchste Liebe, den Urquell aller Liebe zu lieben?

O, welch herrliche Brandopfer der Liebe sind diese auserwählten Engel, die stets brennen, ohne zu verbrennen, und die sich in die Liebe versenken dürfen, immer und ewig! Und wie wunderbar und hoheitsvoll muss erst diejenige sein, welche die Königin der Engel ist, die jungfräuliche Gottesmutter!

O, wenn man die Herrlichkeit der Engel betrachtet, dann sieht man, wie klein die Erde, wie elend die Menschheit ist! Dann kommt dem Betrachtenden eine dämmernde Ahnung von der Vollkommenheit des Schöpfers und von der unermesslichen Liebe Gottes, der seinen eingeborenen Sohn hingegeben hat, um uns Sünder zu retten.

Durch die Andacht zu den Engeln kommen wir Gott näher. Warum werden die Engel so wenig verehrt und geliebt?

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Gebet zu den Seraphim

Ihr Seraphim, ihr steht Gott am nächsten, weil ihr die größte Liebe habt. A uch uns Menschen hat Gott geboten, ihn über alles zu lieben. Helft uns, dieses erste und größte Gebot zu erfüllen.

Ihr Seraphim, heute ist eure Stunde. Jesus selbst hat vor-ausgesagt, dass am Ende der Zeiten die Herzen vieler erkalten werden. Deshalb bitten wir euch, entzündet unsere erkalteten Herzen mit dem Feuersturm eurer Liebe. Bringt wieder Liebe und Wärme in unsere Kirche, in unsere Familien, in unsere Gemeinschaften.

Reinigt unsere Lippen, wie ihr die Lippen des Propheten Jesaja mit einer glühenden Kohle gereinigt habt. Reinigt auch unsere Herzen, denn jene, die ein reines Herz haben, dürfen Gott in seiner unendlichen Schönheit und Vollkommenheit anschauen. Amen.

Gebet der Kirche

Barmherziger Gott, Du hast uns mit dem Brot des Himmels gestärkt. Lass uns in der Kraft dieser Speise und unter dem Schutz der heiligen Engel auf dem Weg des Heiles voranschreiten. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.

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Engel, lass mich nicht allein!

1.

Lass mich, Engel, nicht allein! Wenn mich alle Liebe lässt, Engel, halte Du mich fest. Vorersehn und beigesendet, eh die Mutter mich empfing, nun der Letzte von mir ging. Engel, eh Dein Amt sich wendet, Worte gib, Dich zu beschwören, Worte, dass Dir nichts verbleibt als den Rufer zu erhören, den der Strom ins Dunkel treibt. Bruder Engel, jede Nacht, eh mich noch Dämonen fingen, haben, Hüter, Deine Schwingen Morgenröten angefacht.

Hast mich nie allein gelassen, hast mit Blick und Hand geführt in Entzückung und Gefahr. Immer hab ich Dich gespürt, auch wo Deine Hand zu fassen, meine Hand zu kraftlos war. Hast mich brüderlich getragen quer durch rotes Höllenland, hast an schroffer Felsenwand Stufen mir herausgeschlagen, Strick und KugeTn abgewehrt.

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Mauern meinem Gang gespalten; und wie oft ich Dich beschwert, immer mir die Treu gehalten, unbedankt und ungegrüßt.

Engel, sei Du mein Geleit, alle Straßen dämmern wüst.

Engel, reiß mich aus der Zeit.

Engel, führ mich, wie es sei, einmal noch, dann bist Du frei.

Nimm von meiner Brust den Stein. Lass mich, Engel, nicht allein!

II.

Lass mich, Engel, nicht allein, wenn die jüngste Kerze lodert, aufgezehrt und hingemodert schwankt und schüttert mein Gebein.

Engel, lass mich nicht allein.

Lass mich, Engel, nicht allein, wenn die letzte Nacht sich rötet.

Dass den Tod das Leben tötet, präge jeder Ader ein.

Engel, lass mich nicht allein. Lass mich, Engel, nicht allein, wenn die bittren Wasser springen, bis an Kinn und Lippen dringen, wandle sie in Hochzeitswein.

Engel, lass mich nicht allein. Lass mich, Engel, nicht allein, alle Freunde sind im Weiten,

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keiner darf mich mehr begleiten, Du nur, Du darfst bei mir sein. Engel, lass mich nicht allein. Lass mich, Engel, nicht allein, fuhr aus Leib und Sterbehemde in das ungeheure Fremde, in den Ursprung mich hinein. Engel, lass mich nicht allein.

Werner Bergengruen (1892 -1967)

Der Engel

Wann wird ein Engel kühn durch Wolken dringen, Die auf die Erde todesträchtig hangen

Und wird den Dämon, dessen Frist vergangen, Vor dem gestürzten Throne niederzwingen?

Denn nur ein Engel wird das Reich erringen, Den Abgrund schließen und das Recht erlangen. Er wird die neue Herrlichkeit empfangen Und sie bewachen mit erglühten Schwingen.

Wann sind die Herzen rein? Wann wird das Feuer, In dem das Kreuz des Siegers strahlend steht, Die Gier verbrennen, die verwirkte Macht?

Der Himmel wogt und neigt sich ungeheuer, Ob sich ein Volk verwandle im Gebet

Und ihm zum Zeichen werden n der Nacht.

Aus: Reinhold Schneider, Apokalypse, Sonette

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Ihr Engel Gottes

Ihr wart die Zeugen unserer Erlösung. Als der Erzengel Gabriel im Auftrag des Allerhöchsten der Allerseligsten Jungfrau Maria ankündigte, dass sie ein Kind empfangen und einen Sohn gebären werde, wart ihr die ersten Zeugen der Menschwerdung Christi.

Als die Zeit erfüllt war, und Maria in einem Stall zu Betle- hem Jesus, den Sohn Gottes, zur Welt brachte, trat einer von euch vor die Hirten und verkündigte ihnen die frohe Botschaft. Plötzlich seid ihr, von der Herrlichkeit Gottes umstrahlt, in einer gewaltigen Heerschar erschienen, und euer Jubellied erfüllte den Kosmos.

A Is König Herodes in seinem Hass Gottes Pläne durchkreuzen und das Kind töten wollte, erschien einer von euch dem Josefim Traum, und unter dem Schutz eurer Flügel entkam die Heilige Familie nach Ägypten.

Als Herodes gestorben war, hat einer von euch dem Josef im Traum Weisung gegeben, ins Land Israel zurückzukehren und sich in Nazaret niederzulassen. Vor seinem öffentlichen Auftreten hat Jesus vierzig Tage in der Wüste verbracht und gefastet. Wie habt ihr euch gefreut, als Jesus den dreimaligen Verlockungen Satans widerstanden hat. Ihr konntet nicht anders, ihr seid hinzugetreten und habt ihm gedient.

Als Jesus vor seinem bitteren Leiden und Sterben im Ölgarten zu spüren bekam, wie die Sündenlast der ganzen Welt ihn zu zermalmen drohte, trat Blutschweiß aus seinen Poren und er bat in seiner Todesnot den Vater, diesen Kelch an ihm vorübergehen zu lassen. Da hat der Vater einen von euch gesandt, ihn zu stärken.

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Als Jesus nach seinem bitteren Tod am Kreuz drei Tage im Schoß der Erde lag und am dritten Tag den Tod besiegte, da habt ihr den Frauen von seiner Auferstehung berichtet.

Vierzig Tage später nahm Jesus Abschied von seinen Jüngern, und ihr durftet ihn auf seiner Himmelfahrt begleiten, als er zurückkehrte in die Herrlichkeit des Vaters.

Ihr Engel Gottes, wie ihr den Heiland umgeben und beschützt habt, so beschützt auch uns in der Nachfolge Christi. Weckt uns in der Gefahr, führt uns dorthin, wo Gott uns haben will. Helft uns, wenn Satan uns sieben will, wie man den Weizen siebt. Stärkt uns im Kampf und verlasst uns nicht in den Stunden der Bedrängnis.

Nicht auf die gefallenen Engel wollen wir hören, sondern auf euch, die ihr unter der Führung Michaels Gott treu geblieben seid. Tröstet uns, wie ihr die verlassenen Jünger nach der Himmelfahrt des Herrn ermutigt habt. Wenn unsere letzte Stunde naht, führt uns wie den rechten Schächer ins Paradies. A men.

Cantate zum Michaelisfest

Bleibt" ihr Engel, bleibt bei mir!

führet mich auf beiden Seiten,

Dass mein Fuß nicht möge gleiten.

Aber lernt mich auch allhier

Euer großes Heilig singen

und dem Höchsten Dank zu bringen.

Johann Sebastian Bach (1685-1750)

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Eurem Schutz ist anvertraut

Geister ihr aus Gottes Geist, hohe Himmelswesen, die zum Dienst in seinem Reich Gott sich auserlesen. Ganz erhellt von Glanz und Licht schaut ihr Gottes Angesicht.

Kerubim an Gottes Thron, lichte Seraphinen, eure Liebe wird Gesang, Jubel euer Dienen.

Fleht, dass mit euch unser Geist

Gottes Macht und Güte preist!

Engel, die Gott ausgesandt, um das Heil zu künden, im Getriebe dieser Welt lehrt zu Gott uns finden.

Führt uns auf des Lichtes Bahn, die uns Christus aufgetan!

Helft Bedrängten, die in Not, einsam und verlassen.

Wehrt dem Unheil, das uns droht auf des Lebens Straßen. Teilt die Gaben Gottes aus,

Frieden tragt in jedes Haus!

Eurem Schutz ist anvertraut Chrisi Reich auf Erden; helft uns Menschen in der Welt Gottes Volk zu werden! Bleibt in Liebe zugesellt allen, die Gott auserwählt!

Gott der Herr hat euch bestellt, wenn wir einstens scheiden, uns ins Reich des ew’gen Lichts hilfreich zu geleiten!

Eins mit euch in sel’ger Freud schaun wir Gottes Herrlichkeit.

Friedrich Dörr

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Gebet zum Schutzengel

Heiliger Engel, Schützer meiner elenden Seele und meines armseligen Lebens. Verlass mich Sünder nicht, weiche nicht von mir wegen meiner Unreinheit. Lass nicht den bösen Feind Herrschaft gewinnen über meinen sterblichen Leib. Umfasse meine schwache und kranke Hand und führe mich auf den Weg des Heiles. Ja, heiliger Engel Gottes, Schützer meines Leibes und meiner Seele, verzeihe mir alles, wodurch ich dich alle Tage meines Lebens betrübt und was ich heute gesündigt habe. Beschütze mich in dieser Nacht. Bewahre mich vor der Freveltat und Einflüsterung des Feindes, auf dass ich Gott durch keine Sünde beleidige. Bitte Gott für mich, dass er mich in der Gottesfurcht stärke und zum würdigen Diener Seiner Heiligkeit mache.

Makarios der Ägypter (7 390), Patrologia Graeca, Bd. 34, S. 447f.

Abendgebet zu den 14 Engeln

Abends wenn ich schlafen geh’,

vierzehn Engel um mich stehn,

zwei zu meinen Häupten, zwei zu meinen Füßen,

zwei zu meiner Rechten, zwei zu meiner Linken,

zwei, die mich decken, zwei, die mich wecken

und zwei, die mich weisen

in das himmlische Paradeisen.

Aus der Märchenoper «Hänsel und Gretel» von

Engelbert Humperdinck (1854-1929), der die weltberühmte Melodie zum obigen Abendgebet komponierte.

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Im Licht der Engelchöre

O ihr herrlichen Engel, lebendiges Licht! Im dunklen Geheimnis jeglicher Kreatur schaut vor dem Thron der Gottheit ihr in brennender Sehnsucht die Augen Gottes; nie könnt ihr davon gesättigt werden.

Welch herrliche Freuden birgt eure Natur, die unberührt blieb von jener Untat, wie sie sich erstmals erhoben hat in eurem Gefährten, dem Engel, der fiel. Fliegen wollte er über die Zinne, die im Inneren Gottes verborgen; qualvoll verrenkt versank er in Trümmer. Dem Geschöpf des göttlichen Fingers lieh er mit listigem Rat seines Falles Werkzeug. Doch ihr, o Engel, Hüter der Völker, deren Natur euer Antlitz strahlt wider, o Erzengel, die ihr empfangt der Gerechten Seelen, ihr Kräfte, Gewalten und Fürstentümer, ihr Herrschaften und ihr Throne, vereint im Geheimnis der Fünfzahl, o Cherubim, Seraphim,

Siegel auf die Mysterien Gottes, gepriesen seid ihr! Ihr schaut am Quell des Ewigen Herzens Gelass; denn wie von Auge zu Auge seht ihr das Herz des Vaters ausatmen seine innere Kraft.

Hildegard von Bingen, Lied Nr. 20 und 21

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Zum Ausklang

Hymnus

Herr aller Mächte,

Throne und Gewalten,

Dir gilt der Lobpreis,

den die Schöpfung darbringt.

Zu Deiner Ehre

singen alle Wesen,

die Du erschaffen.

Vor Deiner Größe

neigen sich in Ehrfurcht

Chöre der Engel,

dienen Dir voll Freude.

Alle Erlösten

danken Dir auf ewig

für Deine Liebe.

Und Deine Kirche

jubelt heut mit ihnen,

' * denn Du bist nahe,

fuhrst sie durch die Zeiten,

wehrest dem Bösen,

sendest Deine Engel,

uns zu behüten.

Aus tern Stundenbuch der Kirche

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«Wir bitten Dich, Herr, suche heim dieses Haus und verbanne alle Nach-stellungen des Feindes weil von ihm; lass Deine heiligen Engel darin wohnen, dass sic uns in Frieden behüten, und Dein Segen sei allezeit über uns!»

CHRISTIANA

 

Novene zu den heiligen Engeln

 
    

 

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